“Vertrautheit bringt das Beste in uns hervor”
Diesen Satz, den ich einmal gelesen hatte, hat mich angesprochen und zum Nachdenken gebracht. Vertrautheit hat mit Vertrauen zu tun. Man kann jemanden Vertrauen schenken, oder jemand schenkt uns Vertrauen. Das Wort “schenken” weist darauf hin, dass es sich hierbei sehr oft um ein Vertrauensvorschuss handelt, z.B. wenn wir jemanden erst kennenlernen oder noch nicht sehr gut kennen. Man kann jemanden auch etwas anvertrauen. Wenn wir jemanden etwas anvertrauen, halte wir diesen Menschen für vertrauenswürdig. Oftmals ist es ein intuitives Gefühl ob wir jemanden unser Vertrauen schenken oder nicht. Schenkt uns jemand sein Vertrauen, so hat das meist einen positiven Effekt auf uns und kann viel Gutes aus uns hervorbringen.
Die größte Ehre, die man einem Menschen antun kann, ist die, dass man zu ihm Vertrauen hat (Matthias Claudius)
Wenn sich eine Freundschaft entwickelt, dann werden wir offener und wir vertrauen einander. Vertrauen sehe ich als die Basis von Vertrautheit. Mit engen Freunden kann Vertrautheit entstehen, man ist oder wird sich vertraut. Es gibt aber auch Menschen, die sind uns vom ersten Augenblick an vertraut, ohne dass wir genau sagen könnten, warum. Ein Blick, ein Lächeln – es ist wie ein Erkennen und es fühlt sich alles vertraut an. Aus diesem Gefühl der Vertrautheit entsteht dann meist auch eine tiefe Freundschaft. Wir dürfen sein wie wir sind. Wir können uns auch einmal fallen lassen und aus uns selbst heraustreten. Diese Vertrautheit kann uns vom Schatten ins Licht bringen, aus ihr heraus fühlen wir uns emotional unterstützt.
In Zusammenarbeit mit Menschen, die uns vertraut sind, kann man kann man Höchstleistungen erbringen. Es ist wie in einem Orchester. Sind sich die Musiker vertraut klappt das Zusammenspiel besser, als in einem Orchester, in welcher zwischen den Mitgliedern diese Vertrautheit fehlt, seien sie auch noch so gute Einzelmusiker. Weitere Beispiele wären Chöre, Sportmannschaften, Trapezkünstler, Rettungsteams, Seilschaften und viele mehr. Und genauso ist es auch in den zwischenmenschlichen Beziehungen. Herrscht zwischen Menschen eine tiefe Vertrautheit, so bringt sie bei jedem das Beste hervor, denn:
“Das Vertrauen erhebt die Seele.”
Jean-Jacques Rousseau
Hallo,
Was ein Wort alles ausdrücken kann.
Lieber Christian,
zunächst einmal Danke für Ihren Kommentar und Ihren nachdenkenswerten Einwand. Ich denke ich verstehe, was Sie meinen und so kann man es natürlich auch sehen und auch das hat etwas für sich. Oft liegt der Unterschied ja auch nur darin begründet, wie man ein Wort für sich genau definiert, also was man persönlich darunter versteht.
Ich möchte Ihnen deshalb gerne näher erläutern warum ich persönlich das Vertrauen als die Grundlage sehe: Es ist doch so, dass ich tagtäglich auch Menschen vertrauen muss, welche ich nicht gut oder gar nicht kenne (kennen auch in dem Sinne des „richtigen Kennens“ also nicht nur vom Sehen her oder durch ein paar Gespräche). So schenke ich z.B. einem Arzt Vertrauen, oder dem Taxifahrer. Ich vertraue ihnen gewissermaßen mein Leben an, denn ich weiß ja nicht ob sie Ihre Sache gut machen, aber ich vertraue erst einmal darauf. Vertrautheit empfinde ich Ihnen gegenüber deshalb doch noch nicht. Natürlich kann diese enstehen, wenn man sich dann näher kennenlernt. Mit einem Menschen, welchem ich kein Vetrauen schenken kann, werde ich aber sicher nicht enger vertraut. Es kann aber durchaus auch Situationen, wo beides zusammen von Anfang an da sein kann. Und manchmal vertraue ich Menschen, lerne sie auch besser kennen, es entsteht aber trotzdem keine Vertrautheit.
Ich verstehe Vertrautheit also nicht so, dass mir etwas/jemand vertraut ist in dem Sinne von „bekannt“ oder „gewohnt“ , sondern ich sehe Vertrautheit als eine tiefe innere Verbundenheit.
Herzliche Grüße
Kerstin