Keine Lust.
Nein, nicht keine Lust mehr zu leben, im Gegenteil.
Nein, auch nicht das Lied von Rammstein.
Keine Lust mehr diese Zweideutigkeit des S(ch)eins zu erleben. Ich selbst kann in vielen Lebensbereichen nicht mehr unterscheiden, ob ich meinem eigenen Schein glaube oder nicht, weil es so tief in mir verwoben ist. Die äußere Hülle, die von allen gesehen wird, nämlich das Kind von zwei Menschen zu sein, das Glück gehabt zu haben eine Ausbildung abschließen zu können, ein Freund oder gar Mentor und Stütze für andere zu sein, materiell mittleren Wohlstand genießen zu können und einige weitere Talente zu besitzen, ist eine erfreuliche Erscheinung, ein schön anmutender Gedanke. So würden mich wohl nicht wenige beschreiben.
Nein, es geht auch nicht darum, dass ich sagen werde: was wissen die anderen schon über mich?!! Vieles von dem würde ich auch über mich selbst sagen. Dabei würde ich aber weder lügen noch die gesamte Wahrheit preisgeben.
Die Wahrheit ist, dass ich hinter all dem mit dem Gefühl einer tiefen Ausweglosigkeit zu kämpfen habe. Eine dermaßen niederschlagende, gefühlte, nicht objektive Hoffnungslosigkeit, dass jede Freude vergangen ist. Meine Vergangenheit war zu sehr davon geplagt. Da bin ich nicht nur einfach deprimiert oder traurig, sondern sehe auch in Momenten des objektiven Glücks und den Sekunden, die eine Wärme und Freude schenken sollten, ein, dass ich gerne den Moment ausleben würde, aber kein Anzeichen von Leben in mir sichtbar zu sein scheint. Und nun hab ich keine Lust mehr, zu versuchen den Moment zu genießen, weil ich daran zu oft gescheitert bin. Ich bin vergeben, hab einen tollen Job und niemand ist kürzlich verstorben, der mir wirklich nahe stünde. Es läuft alles bestens, könnte man meinen.
Ich habe keine Lust mehr so weiterzumachen. Ich habe keine Lust mehr, es in mich hinein zu fressen. Ich habe eine echte Depression.
Es ist keine Herbsterscheinung.
Nein, auch keine Wintererscheinung.
Es ist auch keine Selbstdiagnose, um Mitleid zu erregen. Ein mehrmonatiger, stationärer Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik aufgrund mittelschwer bis schwer eingestufter Depression gehört zu meiner Vergangenheit. Um „anderen Platz zu machen“ wurde ich bereits früh wieder nach Hause geschickt, dermaßen überfüllt sind die Kliniken.
Es ist eine Depression, die zu meinem Persönlichkeitsmerkmal wurde und sowohl mein Freund als auch ein Hindernis war und sein wird. Für Menschen, die dies höchstens als saisonale Fremderscheinung an Freunden erkennen, ist es schwer nachzuvollziehen, wie schwerlastig dieser Zustand für mich ist und welchen Schaden ich mir selbst dabei auch noch antu.
Und das, obwohl ich keine Lust zur Depression habe. Ich wäre stattdessen gerne traurig oder wütend, verärgert oder aufbrausend.
Es macht es nur noch schwerer, sich selbst die Depression zuzugestehen, wenn doch alles im Leben immer glatt läuft, so dass andere gerne in meinen Schuhen stecken wollen würden. Es ist schwer für mich, darüber zu reden, und es mir jeden Tag neu einzugestehen. Es scheint so schwer zu sein, dass viele nicht darüber reden wollen. Und dann redet niemand darüber.
Ein massives Problem – richtig erschreckend. Erschreckend deshalb, weil „keine Lust“ zu haben wohl auch schon andere ergriffen hat, dass niemand eine Lust verspürt, eine der chronischsten Krankheiten zu thematisieren. Viele Missverständnisse und Urteile schwingen in zwischenmenschlichen Situationen mit.
Aus diesem Grund hatte ich keine Lust, mich diesen Missverständnissen oder Verurteilungen auszusetzen. Ich investierte deshalb noch mehr Energie, damit die Menschen meine Depression nicht sehen konnten. Aktiv, interessiert, kritisch, fordernd, aufgeschlossen wirkte ich nun nach außen. Ich investierte Energie, die ich gar nicht hatte. Ich hatte keine Lust, dass die Leute mich so sehen wie ich wirklich bin, dass ich nicht, wie sie immer zu sagen pflegen, der „Fels in der Brandung“ bin, der die Leute aufheitern kann und überall ständig mitmischt.
Boah, hatte ich irgendwann keine Lust mehr! Ausgelaugt und ausgesaugt fühle ich mich. Nicht aufgrund anderer Menschen, sondern wegen mir selbst. Ich nehme mir selbst jegliche Freude weg.
Einfach keine Lust mehr auf diese nicht in Worten fassbare Leere. Eine Leere, die einen aufbraucht und wegschmeißt. Eine Leere, die so gewichtig wird, dass das Leben fast im Zeitlupenmodus abläuft. Eine Leere, die einen dermaßen mitreißt, dass man in Gedanken versunken bleiben kann für den ganzen Tag.
Depression ist ein massives Problem, auch weil es nicht in den „Social Medias“ auftaucht und alle extrem glücklich und lebensnah wirken. Depression ist kein allgemeines Thema weder auf Facebook, Twitter, Google+, Zeitungen noch in den Nachrichten. Es ist ja nicht unterhaltsam, es ist nicht lustig, es ist kein Leben! Ein kollektives Vermeiden.
Ich habe keine Lust das Gefühl zu erhalten, dass ich gemieden werde mit meinem Problem, welches auch wirtschaftlich erheblichen Schaden anrichtet und Mehraufwand erzeugt, da ich auch nicht der einzige bin. Die Arbeitsleistung leidet darunter, Wissenschaft und Fortschritt leiden darunter, da ich nicht mein volles Potential schöpfen kann.
Keine Lust, nicht ich sein zu können!
Vergiss den wirtschaftlichen Schaden, 1 Million Menschen pro Jahr nehmen sich das Leben. Alle 30 Sekunden nimmt sich ein Mensch das Leben wegen Depression. Und die Zahlen steigen an. Zum Glück niemand, den ich kenne – nicht wahr?!! Was soll es schon ausrichten, ist zwar traurig und es tut uns für die Hinterbliebenen Leid, aber das Leben geht weiter… das ist nicht unser Problem, es betrifft uns nicht, die haben sich damit auseinanderzusetzen im Endeffekt, nicht wir.
Keine Lust auf Mitgefühl mit gleichzeitiger Ignoranz.
Es betraf mich. Nicht nur einmal, sondern mehrmals. Der Wunsch, eines natürlichen Todes zu sterben war groß genug, dass ich diesem natürlichen Tod ein wenig nachgeholfen hätte. Ich hatte einfach keine Lust und keine Kraft mehr. Was ist der Sinn des Lebens in solch einem vegetierenden Zustand? Ich hatte Glück, dass ich in dieser dreißigsten Sekunde mich entschied, doch zu leben. Einer von wenigen.
Klar, Selbstmord ist verboten in der Religion.
Keine Lust auf Religion. Auf all die, die meinen, in der Schrift Gottes zu lesen würde einem weiterhelfen. Man brauche nur mehr zu beten und noch mehr in Gott zu vertrauen und sich noch mehr auf den Schöpfer zu verlassen und dieser „komische Zustand“ verschwinde von alleine. Sport treiben, gesund essen, „positives Denken“ zu üben – all das ist ja wirksam!
Ja, wirksam schon, aber nicht für mich. Und für viele andere ebenso wenig.
Keine Lust auf die urteilenden Blicke anderer Menschen, die mich nach Äußerlichkeiten beurteilen, die auch meinen Charakter ausmachen, aber eben nicht ganz. Verdammt nochmal, ich habe keine Lust auf diesen Zustand!
Fünf einfache Worte:
Ich leide aufgrund meiner Depression.
Ich leide aufgrund meiner Depression.
Hinter meinem Lachen ist Niedergeschlagenheit, hinter meiner Ausstrahlung ist rabenschwarze Dunkelheit, hinter meinem großen Charakter ist ein noch größeres Leiden. Hinter meiner Besonnenheit ist meine Angst, eine Angst, die mich fertig macht. Angst verletzlich zu sein, Angst ehrlich zu sein, Angst der Wahrheit ins Gesicht zu blicken und Angst meinen inneren Kampf zu verlieren.
Es nimmt so viel ein, es nimmt so viel Platz ein, den ich gar nicht habe…
Keine Lust darauf, die Depression als ewigen Wegbegleiter akzeptiert zu haben, weil mein Inneres abgestumpft ist. Keine Lust die Depression als Leben zu sehen. Keine Lust, nach der nötigen Kraft zu suchen . Keine Lust während der Nacht von der Depression geweckt zu werden und in endlosen Gedankenschleifen die Negativität vor Augen geführt zu bekommen. Keine Lust am Morgen aufzuwachen und das Gefühl zu spüren, als seien in der Nacht fünfzig Lastwägen über einen hinweg gerattert. Keine Lust auf einen weiteren Tag, den ich irgendwie hinter mich bringen muss, weil ich eigentlich wieder zu müde bin. Keinen Lust auf einen Tag, an dem ich mein Inneres verbergen muss – nicht nur vor anderen, sondern auch vor mir selbst, weil ich mich schäme.
Keine Lust auf den verstörten Blick eines Freundes und die verurteilenden Gerüchte am Arbeitsplatz oder in der Schule. Keine Lust auf die kurzsichtigen Ratschläge, die mir weismachen sollen, dass ich mich momentan falsch verhalte und mich zu ändern habe, um die Depression loszuwerden. Ja danke schön auch! Ich dachte, ich sei mit meiner Depression glücklich und möchte mich deshalb nicht ändern und verbleibe deshalb in diesem Zustand! Keine Lust auf oberflächliches Getue.
Keine Lust auf Smalltalk, da ich innerlich viel zu beschäftigt bin, um auf andere zu reagieren. Keine Lust auf neue Menschen, weil die bisherigen Menschen auch schon nicht mehr da sind. Keine Lust auf den latenten Zynismus, der sich in mir breit macht.
Das alles führt dazu, dass ich noch weniger Lust habe, professionelle Hilfe zu suchen oder öffentlich zuzugeben, was in mir abläuft. Ich fresse es in mich hinein in der Hoffnung, dass es meine Seele verdaut und es verblasst. Oh, da kommt ja noch das Verstecken von all dem hinzu. Verstecken und in sich hinein fressen, verstecken und anstauen lassen.
Es braucht so viel Energie, vom Bett aufzustehen. Die Motivationslosigkeit, einen Tag zu beginnen, ist nicht zu beschreiben, wenn das gesamte Leben keinen Sinn zu haben scheint, nein, keinen Sinn hat.
Keine Lust darauf. Ich habe keine Lust, dass ich mich isoliere und abkapsle, nur um anderen mein Inneres noch weniger zeigen zu müssen. Ich sauge mir selbst das Leben aus. Keine Lust auf den Zustand, auch nach mehreren Tagen nicht geduscht zu haben, sich selbst im Kopf zu fragen, wieso man sich so verhält, und einfach keine Kraft zu haben, duschen zu gehen. Zumindest findet man kurz die Energie, ein Deo zu benutzen und sich selbst mit Parfum zu übertünchen. Keine Lust, meinen wahren Zustand preiszugeben.
„Aber zumindest duschen könntest du doch!??“
Nein, wer wahre Depression kennt, weiß, dass dies nicht geht, auch wenn der depressive Mensch gerne duschen wollte. Dermaßen tiefgreifend lähmend ist die Depression!
Keine Lust darauf, es als Tabu anzunehmen. Es wird totgeschwiegen. Alle 30 Sekunden werden Menschen buchstäblich in den Tod geschwiegen.
Ich verbrenne innerlich, es ätzt mich ab, es zersetzt meine Seele. Nicht auf einen Schlag, sondern Stück für Stück, Nerven um Nerven, Atemzug um Atemzug ein Quäntchen nach dem anderen. Wer würde sich in solch einer Situation denn wagen, als nächsten Facebookstatus zu schreiben: konnte seit fünf Tagen nicht duschen, weil ich keine Kraft dazu fand und schon alleine Mühe hatte, innerhalb von zwei Stunden aus dem Bett aufzustehen – weil ich depressiv bin.
So sehr wurde es tabuisiert, dass es als verpönt wahrgenommen wird.
Breche ich meinen Arm, wird mein Gips von allen unterschrieben als Zeichen der Anteilnahme. Breche ich meine Seele und sage, ich bin depressiv, flüchten alle in sämtliche Richtungen, als wäre ich wie ein schwarzes Loch. Dabei bräuchte ich nur einen Satz, der von meinen Mitmenschen in meine Seele geschrieben wird, eine Unterschrift für meine Seele. Die ergäben zusammen vielleicht wieder ein Fundament, aber niemand ist da.
Keine Lust auf „niemand ist da“.
Depression kann sich nicht von alleine auflösen. Das Problem der Depression kann nicht gelöst werden, wenn wir nicht zugeben, dass es ein Problem ist. Ein sehr reales, in jeder 30. Sekunde zumindest.
Ich weiß nicht, was die Lösung ist, und ich wünschte, ich wüsste es, damit diese Lustlosigkeit aufhört. Wir alle kämpfen mit irgendetwas, jeder von uns hat ein Päckchen zu tragen und es geht nicht darum, abzuwägen, welches Päckchen schwieriger ist als das andere. Das wäre falsch, weil wir selbst schon unterschiedliche Ausprägungen haben.
Es geht darum, dass es nicht totgeschwiegen wird, dass das Thema an Leben gewinnt und wir für unsere Ehrlichkeit belohnt und in unserer Krankheit unterstützt werden. Jeder von uns braucht Hilfe, einige mehr, andere weniger. Wir alle wissen es, dass es wichtig ist, Schmerzen ernst zu nehmen und die Verletzung heilen zu lassen – für körperliche Angelegenheiten. Wieso diese Ignoranz, wieso diese Vermeidung?
Vielleicht sind Sie es, der in den nächsten 30 Sekunden jemandem das Leben retten kann, weil Sie z.B. einfach zugehört haben ohne oberflächliche Ratschläge zu erteilen? Wieso kann es nicht sein, dass ich sage: „ich erlebe gerade die Hölle“ und erhalte dann die Antwort: „Es ist ok, du bist auch nur ein Mensch.“
Keine Lust auf ignorante Verlogenheit und verlegenes Vermeiden. Depression bedeutet nicht, schwach geworden zu sein, sondern zu lange stark gewesen zu sein.
Es ist ok, depressiv zu sein und wegen Depression zu leiden. Wir sind Menschen. Wir sind Menschen und es ist ok zu leiden und depressiv zu sein. Es ist ein Teil des Lebens und es geht auch irgendwann wieder aufwärts – vielleicht, so Gott will, wenn Unterstützung und Verständnis da sind.
Ich habe keine Lust mehr auf diese Lustlosigkeit. Wir müssen beginnen, uns zu akzeptieren, wie wir sind.
Und vielleicht ist es ja gerade deshalb eine Hoffnung für mich, dass ich keine Lust mehr habe keine Lust zu haben?
Lasst uns darüber reden…
Lieber Freund,
du hast „keine Lust mehr keine Lust zu haben“ und das finde ich gut. Ich finde es gut, dass du es hier aufgeschrieben hast, dass du es in klaren Worten von deiner Seele geschrieben hast, dass du offen bist über deine Depression und dadurch begonnen hast, ein Tabuthema zu enttabuisieren. Vielen -auch mir- sprichst du damit sicher aus der Seele und machst ihnen Mut offen darüber zu sein. Es ist wichtig, auch sich selbst gegenüber. Und du machst auch den Mitmenschen Mut, die sich oftmals vielleicht nur unsicher oder hilflos fühlen.
Viele Informationen, Erfahrungsberichte, links, wichtige Adressen usw. findet man auch auf der Seite der Stiftung Deutsche Depressionshilfe: http://www.deutsche-depressionshilfe.de/stiftung/hilfe-fuer-betroffene.php?hs=id3&display=none
Manche Depression, so denke ich, wird dadurch ausgelöst, dass der Mensch sich nicht selbst lieben kann mit all seinen Schwächen. Kein Mensch kann immer stark sein. Ich will lernen zu mir selbst zustehen, selbst wenn meine Familie das nicht mag. Es ist nicht leicht, doch es lohnt sich!
Nur wer sich selbst liebt, kann auch seinen Nächsten lieben! So hat es schon Jesus gesagt!
vlt irre ich mich, aber ich habe festgestellt, dass deine Außenwelt lieber von dir belogen wird als der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. denn Wahrheit kann schmerzen und ja eine Depression ist ein schwarzes Loch welche andere mit sich reißt. Keiner kann es sich leisten in eins zu fallen alle sind auf der flucht, jeder brauch seine Energie für sich und selbst da reicht sie nicht so verglüht jeden tag ein Leben weil keiner mehr die Ruhe findet sich zurückzulehnen. keine Sorge nicht nur du hast die Verantwortung dafür. Vielmehr die anderen, diese haben allerdings auch keine Kraft mehr. Die ganze Welt ist energetisch ausgehungert und ausgebeutet vlt liegt es auch daran, das wir es zugelassen haben. nicht in dem wir etwas tun sondern indem wir uns Zeit nehmen nichts zu tun und einfach nur faul am Strand zu liegen oder surfen zu gehen. indem wir uns zurücklehnen und daliegen statt gegen etwas zu kämpfen. zeig den Leuten das sie in ruhe schlafen können und sie werden es vermeiden die erde auszubeuten.ich weiß allerdings was du mit Stark meinst du willst so lange stark bleiben damit ja keiner sieht, das hinter dir gar nichts ist, da du genauso bist wie alle anderen !. das stimmt aber nicht. du bist stärker nur hat es keiner verlangt, dass du es die ganze Zeit bist. also lass dich drücken ich selbst merke, das ich nichtmehr so lustig sein kann wie früher, denn keiner möchte das lustige sehen. ich komm mir vor al würde ich durch graue masse fahren, derweile ist grau masse auch in mir. nur würd sie nie siegen. ein high 5 darauf 🙂
Salam,
ich kann sehr gut nachvollziehen wie du dich fühlst. Ich habe ähnliche Phasen durchgemacht und sie kommen auch jetzt noch wieder. Das Gefühl sich einfach leer zufühlen und man kann reingarnichts daran ändern, egal an was du denkst oder mit wem du sprichst, was du versuchst zu machen, es hilft alles nichts. Ich hatte sehr oft solche Tiefs, wo ich nur schwierig wieder rausgekommen bin und auch "lieb gemeinte Ratschläge" von anderen helfen da nicht wirklich. Es ist auch immer wieder ein Wechselbad der Gefühle, da es Tage gibt die wieder besser sind (meist die wo du zwangsmäßig vollbeschäftigt bist) aber auch welche wo du keinen Sinn darin siehst aufzustehen und dein Bett einfach nicht verlassen kannst. Ich habe eine zeit lang auch nicht durch meine Religion daraus gefunden, jetzt gibt sie mir jedoch sehr viel Kraft. Ich möchte dir ungerne Ratschläge erteilen oder dir ans Herze legen dies oder jenes zutuen, stattdessen kann ich dir meine Empfindungen erzählen und wie ich mich Stück für Stück daraus gekämpft habe. Bei Depressionen hat man sehr oft dunkle Tage, ich habe das immer einfach so hingenommen und mich damit abgefunden, mit dem Gefühl von Leere, von Lustlosigkeit und Schlappheit. Es gab ein Tag, an dem sich für mich sehr viel geändert hat und zwar laß ich einen Artikel von einem lieben Bruder über unser zweites Ich. Du solltest deine Gefühle oder dein Verhalten mal hinterfragen. Warum tust du das, was du tust? Wieso fühlst du dich, wie du dich fühlst? Bist das wirklich du, der sich so fühlt oder ist es vielleicht eine innere Stimme die dir schlechtes einredet? Wir haben jeden Tag aufs Neue mit uns zu kämpfen, ob es nun gilt den altbekannten "Schweinehund" zu überwinden oder unsere Gefühle mal neu zu ordnen. Ich habe irgendwann erkannt, dass ich mir oft schlechtes einrede, Nachts von negativen Gedanken geplagt nicht schlafen kann oder mich oft mit Ausreden vor Dingen drückte. Ich gehe jetzt einfach anders an die Dinge heran und versuche mir nicht immer von allem möglichen schlechte Gefühle aufzwängen zulassen (vorallem nicht von meiner inneren Stimme), wenn ich mal wieder diese Leere spüre (und das kommt auch jetzt noch vor) weiß ich, dass das Morgen wieder ganz anders aussehen kann und gib mich eher der Annahme hin "schlechter Tag kein schlechtes Leben". Abgesehen davon habe ich sehr viel Vertrauen in Gott, ich weiß das nichts ohne Grund geschieht und Gott mir den Weg weist. Es gibt Dinge, die wir jetzt nicht verstehen mögen aber irgendwann ergibt alles Sinn und du fängst an zu begreifen, warum die Dinge so kommen wie sie kommen.
Dein Glaube wird dir weiterhelfen, auch wenn du jetzt selbst noch der Ansicht bist, dass die Religion diese Leere nicht vertreiben kann. Es wird die Zeit kommen, da siehst du was für eine unglaubliche Stütze dir dein Glaube sein wird und was du auch nicht vergessen darfst, Gott prüft uns auch in dem Er Gedult von uns verlangt. Ich weiß nicht wie lange du dich schon in deiner Depression befindest aber vielleicht befindest du dich schon am Ende deiner Wartezeit und eine neues Kapitel öffnet sich in nächster Nähe für dich.
Ich wünsche dir das Beste.
W Salam.
Du bist Herr deiner ASELBST!
Befasse dich nur mit GUTEN Gedanken, lass keine bösen Gedanken bei dir aufkommen.
Ein Mensch mit guten Gedanken wird immer glücklich sein können!
Lass dich nicht beirren,
Viel Glück, viel Freude!
Hallo,
angesicht des Wochentages und der Uhrzeit wäre es leicht zu erraten, weshalb ich auf Seiten und Foren wie diese hier klicke und gebannt lese, was alle Personen hier zum Thema Depression aussprechen möchten. Mein Suchbegriff, bzw. die Frage, die ich eingegeben habe war „Wieso habe ich keine Lust nachzudenken“. Ein Thema, was mich seit meiner Kindheit beschäftigt und mir in den vergangenen Tagen dabei eins klar geworden ist. Es ist meine negative Einstellung, die ich so sabotiere, dass ich diese als eine positive tarne, um so Aufmerksamkeit vom Gegenüber versuche zu bekommen und gezielte Anreize gebe, die mir das Gefühl geben in meiner nötigen, aber unauffälligen Gebrauchsdosis Mitleid zu bekommen, was ich dann nach Belieben steigere und mein Gegenüber sich daran gewöhnt. Aber ich bin kein kaltblütiger Vampir, der alle um sich herum aussaugt und nur davon lebt.
Darin liegt so ziemlich der Kern meiner Depression. Wieso ich ein Saboteur meines Selbst geworden bin liegt für mich nun aber genau so klar im Blickfeld, da es sich gegenseitig bedingt. Nach Aufmerksamkeit habe ich noch nie geschrien, so meint mein stolzes Ich. Ganz bestimmt nicht als 3. Kind eines heterogenen Elternpaars, das durch den Vorgaben einer christlichen Kirche, schon weit vor meiner Zeit, nicht gelernt hat ohne masochistische oder sardistische Gedanken zu haben (Blut wurde nicht verschwendet) ein Miteinander so zu gestalten, dass die/der PartnerIn Vorrang hat. Eine Liebe, die für mich bis heute in sehr vielen Situationen nicht schlüssig geworden ist und womöglich nie sein wird. Genug meines Hintergrundes soweit.
Der Beitrag von „Keine Lust“ ist so anders, als alle anderen hier. Der Polylog im Allgemeinen bringt jedoch nicht viel, wenn die Leser es so verstehen, dass Schreiber „Keine Lust“ nicht um Mitleid oder Ratschläge bekommen möchte und auch nicht darum Verständnis zu erfahren. Oder eben doch?
Was Menschen, die sich im Gedankenkarussell einer leichten bis sogar tiefen Depression befinden am meisten fürchten, ist es sich unverstanden zu fühlen. Ein Rotieren um sich selbst ist nicht eine Suche nach Aufmerksamkeit sondern Anzeichen dafür, ein fehlendes Mosaikteilchen finden zu müssen, womit man sich wieder vollkommen fühlt.
Die Vollkommenheit gibt es im Konsum jedoch nicht. Mosaik, was so schön aussieht, wenn es das Licht reflektiert, ist sowieso zerbrechlich. Jeder Mensch ist zerbrechlich. Warum können manche nun besser damit umgehen und sich die Scherben einfach und unkomplizierter wieder „ankleben“, was man nach aussen hin – sich selbst als ein schwächerer Mensch zu verkaufen – so wahrnehmen würde?
Zugeständnis ist mit eines der schwierigsten Zusprechungen, die sich ein Mensch eingesteht. Auch hier scheint es wieder so, als hätten diejenigen mit ihrem Super-Kleber jegliche Stärke bewiesen, die es erst gar nicht zugeben bräuchten und scheinbar nicht mal im Ansatz daran denken würden.
Vielleicht habt ihr schon bemerkt, dass es ein Gleichnis Charakter hat, wie ich die Persönlichkeiten versuche zu trennen, aber auch miteinander zu verschmelzen.
Eine tiefe Traurigkeit zu erfahren ist Gesetzt des Lebens, sofern man Sympathie für andere Menschen hegt.
Wenn jeder Mensch denjenigen kennen würde, der in der 30. Sekunde (s. Beitrag v. „Keine Lust“) sich gegen das Leben entscheidet, wie sähe da wohl die Sympathie für jeden weiteren aus?
Abstumpfen hört sich schlecht an, gerade zu, als könnte man etwas nicht mehr einsetzen. Dabei geht es auch hier um Gebrauchsspuren.
Eine Depression kommt nicht einfach so. Jede Despression ist individuell durch ihre Vorgeschichte und Gewichtung der Ereignisse durch ihr Individuum.
Eine Depression verschwindet aber nicht dadurch, wenn man auf der Suche nach Verständnis bleibt. An dieser Stelle verwehrt man sich selbst den Weg zum „Berg der Erkenntnis“. Denn von oben herabzuschauen ist nicht falsch, es ist die Einstellung, die auf negative Polaität hinterfragt und an dieser Stelle aktualisiert werden sollte, um positive Gedanken zu gewinnen. Gesundheit, Glück und Freude im Leben sind keine Ausschließlichkeitsorganisationen, die Menschen mit Depressionen als den einzigen Ausweg ansehen sollten. Je mehr man danach hächelt, desto mehr wirkt es wie ein Akt der Verzweiflung. Gerade dann, wenn man Rückschläge erfährt. Ich bin davon überzeugt, dass kein einziger Mensch verzweifelt sein muss und bei sich anfängt, wo der Schuh wohlbekanntlich drückt. Den Abstand, wie von Kopf bis Fuß, sollte bei sich selber beachtet werden, denn der gequetschte Fuß weiß gar nichts. Eine Objektivität zu sich selbst zu pflegen, wie schwer die Situation auch ist, und damit ein klareres Bild zu schaffen, ist in jeder Hinsicht ein erfolgreicher Schritt in das Leben.