Das Leben: ein Labyrinth, manchmal auch ein Irrgarten

Ich denke, wir können unseren Lebensweg durchaus mit einem Labyrinth vergleichen und manchmal vielleicht sogar mit einem Irrgarten.

Ein Labyrinth ist ein verschlungener Weg, der aber letztendlich immer zum Ziel führt, da sich der Weg nicht verzweigt. Allerdings auch nicht auf direkter Strecke, sondern auf verschlungenem Pfad, der manchmal näher an der Mitte, dem Ziel, ist und dann plötzlich wieder weit weg führt, bis ganz an den äußeren Rand.

Ein Irrgarten dagegen besteht aus vielen Wegen, die sich verzweigen und die auch in Sackgassen enden können. Wenn wir dann in solch eine Sackgasse geraten, bleibt nur das Zurückgehen an die Wegkreuzung und einen anderen Weg zu einzuschlagen, bis wir nach kürzerer oder längerer Zeit irgendwann an das Ziel gelangen. Weiterlesen

Nach Auschwitz: Was es bedeutet, Jude zu sein

„Nun wissen die Kinder, was es bedeutet, Jude zu sein“, sagte mein Rabbiner, als wir gemeinsam an den Gleisen von Auschwitz-Birkenau vorbeigingen, nachdem wir soeben mit dem Kaddisch und dem Entzünden von Seelenlichtern all der Toten gedachten, die an jenem Ort ihr Martyrium antraten, und deren Leiden eine neue Vorstellung von Moral und Menschlichkeit erzwangen, der Welt aber vor allem zeigten, wie sehr es dem Menschen doch an einem aufrichtigen Herzen mangelt.
Auschwitz, so brachte man es mir bei, sei ein Ort, dessen Wirkung sich mit Worten kaum beschreiben lässt, und der einem schlicht ein Gefühl der Ohnmacht vermittelt. Mag man sich noch so laut über die scheinbar leblose, durch Reden und Schweigeminuten geprägte, deutsche Gedenkroutine und -kultur beklagen, muss man spätestens dann, wenn man an dem Ort, der das Gedenken wie auch das Umdenken erzwingt, war, mit Ernüchterung und schmerzender Ohnmacht feststellen, dass es keine Alternative zum Stehen, Schweigen und Mahnen geben kann. Weiterlesen

Der katholische Umgang mit Sühne und Kritik

Im Grunde ist es nicht nötig, die fortwährend ans Licht kommenden Missbrauchsfälle unter anderem, aber auch gerade in der Katholischen Kirche zu kommentieren, denn an Empörung wurde schon alles geäußert, was einem bei diesen Meldungen in den Sinn kommt.
Doch aller Empörung zum Trotz, scheint die Kirche die Verhältnisse um 180° umdrehen zu wollen und realisiert scheinbar überhaupt nicht, dass sie ihr eigenes Ansehen, ihre eigene moralische Glaubwürdigkeit und Autorität mittlerweile vollkommen untergraben hat und fleißig an ihrem eigenen Grab schaufelt. Die Kirche beherzigt nicht den zentralen Grundwert ihres Glaubens, den sie ihren Schäfchen auf allen Beichtstühlen überall auf der Welt ans Herz legt – Sühne.
Nein, die Kirche sucht keine Sühne. Sie bittet nicht um Entschuldigung und nein, sie zeigt nicht einmal Mitgefühl mit den Opfern, denn ganz offensichtlich sieht sie sich selbst als Opfer, da die Menschen es wagen, an ihrer Fassade zu kratzen, weil sie es wagen, wie es der Kardinal Sodano bei der heutigen Ostermesse auf dem Petersplatz formulierte, mit „unbedeutendem Geschwätz“ das Ansehen des Papstes zu beschädigen. Belohnt wurde diese Aussage, für deren Kommentierung jedem gesunden Menschenverstand die Worte fehlen, mit einer Umarmung des „Heiligen Vaters“. Diese offen zur Schau gestellte Arroganz und Unantastbarkeit des Altherrenvereins, genannt Vatikan, vermag noch viel mehr zu verletzen als der unsinnige Antisemitismusvergleich des Papstpredigers Cantalamessa, denn an Sodanos Aussage wird – im Vergleich zur Aussage Cantalamessas – deutlich, dass man sich nicht einmal in einer Situation sieht, in der man sich in irgendeiner Weise verteidigen muss, und sei es auch nur durch kopflose Vergleiche, um die eigene Schuld zu relativieren. Nein, der Schuldbegriff scheint dem Vatikan fremd zu sein, weshalb Benedikt auf dem Peterplatz für die „moralische Erleuchtung“ der Welt betet, ohne seine pädophilen Schergen in dieses Gebet ganz offen mit einzuschließen.

Vollkommen richtig titelt der aktuelle SPIEGEL „Der Unfehlbare“ und absolut berechtigt wird der irische Kommentator Maurice O’Connell der „Sunday Tribune“ mit folgender Aussage zitiert:

Warum konnte Benedikt nicht in ein Flugzeug steigen und zwölf Opfern die Füße waschen?

Verstehe ich als Außenstehender die Ostergeschichte richtig, dann hat sich – und ist dies nicht auch die Kirchenlehre? – Jesus aus Liebe zu den Menschen selbst erniedrigt, um sie zu versöhnen. Also warum zögert Benedikt? Warum eifert er seinem Vorbild nicht nach?

Als Jude kann es mir egal sein, ob die Katholiken für unsere Erleuchtung beten oder nicht, denn was bedeuten uns schon die Worte des Vatikans und welchen gesellschaftlichen Einfluss hat die Kirche noch in Europa? Doch unser Verstand und das mosaische Gebot der Nächstenliebe fordern uns auf, den Missbrauchsopfern mit Empathie zu begegnen – über die konfessionellen Grenzen hinweg. Als Juden sollten wir uns nicht empören, weil alte Herren im Vatikan meinen, den g’ttlichen Bund mit Israel immer wieder neu zu definieren, doch mit Empörung und Menschlichkeit(nicht weil wir Juden, sondern weil wir einfach Menschen sind) sollten wir auf das allzu große Leid vieler katholischer Kinder reagieren, die einer religiösen Autorität ausgeliefert waren und noch heute darunter leiden.
Zeigen wir Benedikt, dem Vertreter der Religion der Nächstenliebe, was praktizierte Nächstenliebe tatsächlich bedeutet. Ja, stellen wir diesen alten Mann bloß!

Ein Land mit 72 Millionen potentiellen Hodschas (Theologen)

Die Türken sind wahrhaftig ein sehr interessantes Völkchen. Ein Türke zu sein ist für mich selbst eine echte Ehre. Türkisches Blut in mir zu haben erfüllt mich mit Stolz und Freude. Doch so manches Mal kann ich nicht anders als über die meisten meiner Landesgenossen zu schmunzeln oder den Kopf zu schütteln.

Es ist kein Geheimnis, dass die Türken ein in der Mehrheit sunnitisch-muslimisches Volk sind. Nicht nur das, sie sind auch im allgemeinen „potentielle Anwärter“ als Theologen, die den Glauben dem Anschein nach am besten kennen. Ich bin persönlich der Meinung, dass man als Muslim auf jeden Fall den Koran ernst nehmen und ihn auch lesen sollte. Ansonsten sollte man sich nicht als Muslim bezeichnen. Wenn man von Nichtmuslimen nach Begründungen für diese oder jene Regel gefragt wird, sollte man mit Koranversen antworten können. Aus dem Stand heraus. Jedoch machte ich auch die Erfahrung, dass gerade dieses Können oft in meinem Gegenüber ein mulmiges Gefühl erzeugt. Es ist am Gesicht abzulesen, was gedacht wird: der treibt es doch zu weit in seiner Religion!

Im Anschluss entstehen dann Gespräche, die sich immerzu wiederholen. Es spielt lediglich eine Rolle, Weiterlesen

Kunst der Verführung – nicht immer schön

Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen

Dies wird kein einfaches Unterfangen. Möge Gott mir die richtigen Worte geben insha’Allah. In diesem Artikel wird es um die Wirkung von Verhaltensweisen einiger Männer gehen, die mit ihrer Art genau das Gegenteil bewirken von dem, was sie sich in einer gewissen Situation erhoffen.

Ich selber gehöre zu den Männern, die mit Frauen eher einen leichteren und natürlichen Umgang haben. Aber hier geht es nicht um mich und meine Person. Sondern gerade um die Art von Männer, die immer wieder dieselbe Masche abziehen. Und auch aufgrund einer Erfahrung, die ich erst vor Kurzem  zusammen mit einer Frau machte.

Sehr schön zu sein kann ein Geschenk sein. In einigen nicht wenigen Fällen aber auch ein Fluch. Weiterlesen

Du sollst nicht stehlen (2.Mose 20,15)

Dieses Gebot richtete sich ursprünglich gegen Menschendiebstahl. Heute denken wir dabei sicher in erster Linie an das Entwenden von fremden Eigentum, an Diebstahl – im Kleinen, wie im Großen. Hier ist das Stehlen offensichtlich und wenn ich jemandem etwas stehle oder immer damit rechnen muss, dass mir selbst etwas gestohlen wird, wenn man sich ständig gezwungen sieht, sein Eigentum zu schützen, dann kann natürlich kein Vertrauen entstehen und somit auch kein gutes Miteinander. Es herrscht eine ständige Atmosphäre des Misstrauens.

Auch Betrug fällt meines Erachtens unter diese Kategorie. Wenn etwas durch Betrug in meinem Besitz gelangt, wenn ich andere in einem Handelsgeschäft über den Tisch ziehe, jemanden übervorteile, wenn ich Wucherzinsen verlange, Steuern hinterziehe oder auch Steuern verschwende, dann ist dies auch Diebstahl. Und auch derjenige, der mit legalen Mitteln und aus einer Machtposition heraus anderen Menschen die Lebensgrundlage entzieht oder ihnen das Lebensnotwendige vorenthält, stiehlt. Weiterlesen