Innerer Reichtum


Reich ist, wer viel hat;
reicher ist, wer wenig braucht;
am reichsten ist, wer viel gibt.
(Gerhard Tersteegen)

„Reich ist, wer viel hat“ – im ersten Moment denken wir hierbei wahrscheinlich an Besitz, Gut und Geld. Aber schon beim Weiterlesen wird schnell klar, dass es auch noch einen anderen Reichtum gibt.

Jeder Mensch, auch der, der materiell arm ist, kann etwas geben. Es müssen nicht immer materielle Dinge sein oder Geld, sondern auch Zeit, Zuwendung oder Liebe. Zum Beispiel Zeit für jemanden da zu sein und zuzuhören oder Zeit und Kraft sich ehrenamtlich einzusetzen für ein Hilfsprojekt. Wir können von unserem Wissen geben, Zuwendung, Herzenswärme oder ein gutes und hilfreiches Wort. Es gibt viele Möglichkeiten und durch dieses Geben, erwirbt sich ein Mensch großen Reichtum. Nicht der materielle Reichtum ist hier gemeint, sondern der innere Reichtum, der bleibt und nicht verloren geht und der uns dankbar macht. Denn, wie ich selbst immer wieder feststellen kann, ist man durch das Geben ja meist selbst der/die Beschenkte.

Was ein Mensch an Gutem in die Welt hinausgibt, geht nicht verloren.
(Albert Schweitzer)


„Warnung vor Selbstsicherheit“

Jakobus 4, 13-17
13 Ihr aber, die ihr sagt: Heute oder morgen werden wir in diese oder jene Stadt reisen, dort werden wir ein Jahr bleiben, Handel treiben und Gewinne machen , 14 ihr wisst doch nicht, was morgen mit eurem Leben sein wird. Rauch seid ihr, den man eine Weile sieht; dann verschwindet er. 15 Ihr solltet lieber sagen: Wenn der Herr will, werden wir noch leben und dies oder jenes tun. 16 Nun aber prahlt ihr voll Übermut; doch all dieses Prahlen ist schlecht. 17 Wer also das Gute tun kann und es nicht tut, der sündigt.

Diese Verse aus Jakobus sind in der Bibel oft auch überschrieben mit „Warnung vor Selbstsicherheit“. Jakobus warnt uns in diesem Text davor, zu sehr in die Zukunft zu planen, denn wir wissen nicht wie viel Zeit uns gegeben ist. Diese Verse erinnern uns daran, wie vergänglich wir sind und wie schnell alles vorbei sein kann und dass letztens alles Gottes Willen unterliegt.

Vers 14 – ihr wisst doch nicht, was morgen mit eurem Leben sein wird. Rauch seid ihr, den man eine Weile sieht; dann verschwindet er

Wir sollten das Wichtige oder gar auch Notwendige nicht immer vor uns herschieben und denken „ich habe jetzt keine Zeit oder Lust“ oder „später, wenn ich mehr Zeit habe, mache ich dies oder das“. Das kann zum Beispiel eine Versöhnung sein, ein wichtiges Gespräch, Hilfe leisten, Gutes tun, eine Freude bereiten, Trost spenden und vieles mehr. Diese essentiellen Dinge sollten wir täglich leben, für sie sollten wir uns immer Zeit nehmen, denn wir wissen ja nie, ob es ein „Später“ überhaupt gibt oder ob es dann zu spät wäre. So manches, das man verpasst hat, lässt sich nicht wieder nachholen.
„Wenn die Zeit kommt, in der man könnte, ist die vorüber, in der man kann“
(Marie v.Ebner- Eschenbach)

Vers 13: Ihr aber, die ihr sagt: Heute oder morgen werden wir in diese oder jene Stadt reisen, dort werden wir ein Jahr bleiben, Handel treiben und Gewinne machen
Vers 15: Ihr solltet lieber sagen: Wenn der Herr will, werden wir noch leben und dies oder jenes tun.

Das bedeutet nicht, dass wir passiv oder gar planlos durch das Leben gehen sollen. Natürlich ist es im Leben oft nötig zu planen und es ist auch gut Ziele zu haben. Wir sollten uns dabei aber bewusst sein, dass es letztendlich nicht allein in unserer Hand liegt, ob unserePläne auch aufgehen und wir unsereZiele erreichen oder ob wir durch irgendwelche Lebensumstände gezwungen werden unserePläne zu ändern und uns neue Ziele zu setzen. Wir sollen deshalb nicht starr an unseren Plänen und Zielen fest halten, sondern auch offen sein für Änderungen. Genauso sollen wir auch bedenken, dass unser Leben vergänglich ist. Unsere Lebenszeit liegt nicht in unserer, sondern in Gottes Hand. „Meine Zeit steht in deinen Händen. ..“ heißt es in Psalm 31,16.
Weiter heißt es in Jakobus 4 in Vers 16 , dass wir nicht voller Übermut prahlen sollen, was wir alles tun werden, denn dieses sei schlecht.

16 Nun aber prahlt ihr voll Übermut; doch all dieses Prahlen ist schlecht.
17 Wer also das Gute tun kann und es nicht tut, der sündigt.

Es nützt nichts, nur davon zu reden, was wir alles vorhaben oder an Gutem tun wollen, denn wenn wir es nur beim Wollen belassen und das Gute dann nicht auch tun, so sündigen wir. Man kann nicht nur durch falsches Handeln sündigen, sondern auch dadurch, etwas nicht zu tun. Wenn wir zum Beispiel sehen, dass jemand unsere Hilfe braucht und wir gehen vorbei und helfen aus Zeit- oder sonstigen Gründen nicht, so ist das eine Unterlassungssünde. Ein gutes Beispiel hierfür ist auch die Geschichte vom barmherzigen Samariter (siehe Lukas 10, 25-37), der nicht, wie zuvor der Priester und der Levit, an dem überfallenen halb toten Mann am Straßenrand vorüberging, sondern alles Notwendige getan hat, um ihm zu helfen. Der Samariter hat also zum einen das Notwendige erkannt und es im Gegensatz zu den beiden anderen dann auch getan.

Auch hier kommt esauf den richtigen Zeitpunkt an. Wir sollen das Gute nicht irgendwann tun, wenn es uns zeitlich gerade passt, sondern immer genau dann, wenn es notwendig ist. Verpasste Zeitlässt sich nicht wieder zurückholen und der richtige Zeitpunkt lässt sich nicht verschieben. Wir sollen im Hier und Jetzt leben und erkennen, was gerade notwendig ist und uns dann dafür auch die Zeit nehmen und es nicht auf Später verschieben. Was wir auch planen, letztendlich wissen wir nie, was die Zukunft bringt und wie viel Zeit uns bleibt, denn unser Leben liegt nicht in unseren, sondern in Gottes Händen.

Jakobus 4,15 Ihr solltet lieber sagen: Wenn der Herr will, werden wir noch leben und dies oder jenes tun.

Koran 18:23-24 Und sprich nie von einer Sache: „Ich werde dies oder jenes morgen tun“, es sei denn (du fügst hinzu): „So Gott will“ …“

Schenken

Das Geschenk

Auf einer der größeren Inseln vor der Küste lebte ein Schüler, der seiner Lehrerin eine ganz besonders geformte Muschel schenkte.
Sie dankte ihm erfreut und bemerkte: „Ich habe noch nie eine so wunderbare Muschel gesehen, sie ist ganz außergewöhnlich schön! Wo hast du sie denn gefunden?”
Der Schüler erzählte ihr von einer versteckten Stelle am anderen Ende der Insel und dass dort hin und wieder solch eine Muschel angeschwemmt werden würde.
„Ich danke dir nochmals von Herzen. Aber du hättest doch keinen so weiten Weg machen sollen, nur um mir etwas zu schenken.” Darauf antwortete der Schüler: „Aber der weite Weg ist doch ein Teil des Geschenks …”

(Verfasser unbekannt)

Ich mag diese Geschichte, denn sie zeigt meines Erachtens sehr gut, was den wirklichen Wert eines Geschenks ausmacht. Der Junge schenkt nicht nur eine besonders schöne Muschel, sondern auch “den weiten Weg”, den er dafür gegangen ist. Er hat hat somit auch ein Stück von sich selbst hineingelegt. Der Weg, der Teil des Geschenkes ist, beinhaltet Zeit, Mühe, Achtsamkeit und Liebe und das macht das Geschenk so überaus wertvoll. Weiterlesen

Das Ganze sehen

Seht ihr den Mond dort stehen
Er ist nur halb zu sehen
Und ist doch rund und schön
So sind wohl manche Sachen
Die wir getrost verlachen
Weil unsere Augen sie nicht seh’n

Dies ist der 3. Vers des schönen Abendliedes „Der Mond ist aufgegangen“ von Matthias Claudius

In diesem Vers wird etwas sehr wichtiges angesprochen. Wenn nicht gerade Vollmond ist, ist nicht der ganze Mond zu sehen und trotzdem ist er da, ist genauso rund und schön, wie bei Vollmond. Nur wir können es momentan nicht sehen. Wir sehen nur einen Teil. Und trotzdem ist dieser nicht sichtbare Teil auch vorhanden.

Genauso im Alltag: Über vieles – oder auch viele – spotten oder lachen wir, da wir häufig nur einen Teil sehen oder kennen und nicht das Ganze oder die ganze Person. Vieles ist für unsere Augen nicht sichtbar und ist doch da, wir sehen oder wissen es nur nicht. Wie oft urteilen wir zum Beispiel negativ über einen Menschen. Wir kennen aber meistens nicht die ganze Person, ein Teil bleibt für uns häufig unsichtbar. Dieser Teil ist aber trotzdem da und gehört auch zu diesem Menschen und wenn wir diesen Menschen näher kennenlernen und dann vielleicht auch die auf den ersten Blick nicht sichtbaren Seiten entdecken, dann erscheint er/sie uns dann vielleicht in einem andern Licht und wunderschön – so wie der Vollmond.

Wir sollten also versuchen immer das Ganze zu erkennen. Auch wenn es nicht immer sichtbar ist, so lässt es sich doch oft erahnen, wenn wir versuchen genau hinzuschauen. Sich auf eine Sache oder einen Menschen ganz einlassen und versuchen auch das zu entdecken, das gerade nicht sichtbar ist.
Dazu brauchen wir nicht nur offene Augen, sondern vor allem auch ein offenes Herz.

Vom Lassen

„Die Kunst eines erfüllten Lebens ist die Kunst des Lassens: Zulassen – Weglassen – Loslassen“
Ernst Ferstl

Unser ganzes Leben bedeutet immer auch „Lassen“

Manchmal geschehen Dinge, die wir nicht ändern können. Diese müssen wir dann zulassen. Oftmals wehren wir uns innerlich dagegen, etwas zuzulassen oder geschehen zu lassen, das sich unserer Kontrolle entzieht, aber nur durch das Zulassen können wir dem Leben dann eine neue Richtung geben.
Genauso müssen wir auch lernen unsere Gefühle und auch unsere Ängste zuzulassen. Denn nur dann können wir uns über uns bewusst werden, Veränderung bewirken oder uns auf Neues einlassen.

Auch das Weglassen ist sehr wichtig. Sich auf das Wesentliche konzentrieren und den Mut haben zum Weglassen kann das Leben sehr vereinfachen. Wir besitzen viele Dinge, die wir nicht wirklich brauchen oder hasten von einem Ereignis zum nächsten. Häufig bedecken wir damit nur eine innere Leere. Wir sollten uns also ganz bewusst fragen, was wir wirklich benötigen und wie wir unsere Zeit verbringen und uns dann überlegen, was wir weglassen können, was uns vielleicht nur hemmt. Denn genauso, wie es sich mit leichtem Gepäck leichter reisen lässt, so ist auch unsere Reise durch das Leben einfacher und sicher auch erfüllter, wenn wir uns auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren und Unnötiges weglassen. Weiterlesen

Das gute und das schlechte Wort

Bäume

Siehst du nicht, wie Gott das Gleichnis vom guten Wort anführt? Er vergleicht das gute Wort mit einem guten Baum, dessen Wurzeln fest in der Erde liegen und dessen Äste hoch in den Himmel ragen.
(Koran, 14:24)

Äpfel am BaumEr trägt seine Früchte mit Gottes Erlaubnis zur bestimmten Zeit. Gott führt Gleichnisse für die Menschen an, damit sie sich Gedanken machen
(Koran 14:25)

Baumwurzeln ohne HaltEin schlechtes Wort aber ist wie ein schlechter Baum, der aus der Erde entwurzelt ist und keine Festigkeit hat.
(Koran 14:26)

Beten bedeutet Hören

Beten ist nicht bitten. Es ist ein Sehnen der Seele. Es ist das tägliche Eingeständnis der eigenen Schwachheit. Es ist besser, in das Gebet ein Herz ohne Worte zu legen, als Worte ohne Herz.
Mahatma Gandhi

Beten ist ein Sehnen der Seele –  es ist das Sehnen nach Antworten, nach inneren Frieden und Ruhe. Im Gebet bringen wir unsere Ängste, Sorgen, Schuld und unsere ungelösten Fragen vor Gott. Dabei müssen wir nicht immer viele Worte machen. Manchmal fehlen uns auch die Worte, obwohl uns das Herz voll ist. Aber man muss auch nicht immer viel reden, Gott weiß ja was in unserm Herzen ist. Ich denke, dass das Gebet vor allem auch Hören bedeutet. Still werden und mit dem Herzen hören, bis man Gott „hört“. Ohne dieses Hören, wäre mein Gebet nur ein Monolog. Wenn wir reden können wir nicht hören. Wir müssen auch still werden und schweigen – vor allem auch innerlich – um hören zu können. Dieses innere Schweigen ist sehr wichtig, denn selbst wenn wir äußerlich still sind, so bedeutet das nicht automatisch, dass es in uns „leise“ ist. Wenn nicht auch die Gedanken zur Ruhe kommen und schweigen, dann passiert es leicht, dass man etwas überhört. Bin ich zum Beispiel in einem Gespräch nicht ganz bei der Sache und höre nicht mit ganzem Herzen zu, dann überhöre ich vieles. Meistens merkt es der Gesprächspartner dann auch und sagt vielleicht: „Du hörst mir  gar nicht richtig zu, du bist in Gedanken ja ganz woanders“. Genauso ist es beim Gebet. Die Sehnsucht nach Antworten und inneren Frieden kann nur erfüllt werden, wenn ich in jeder Hinsicht still werde und (zu-)höre.